Trading-Betrug: Meine täglichen Erfahrungen Monat Februar 2023

6. KW – So informiert die Polizei Hildesheim aktuell Opfer eines Training-Betruges

Auch die Polizei informiert zunehmend aktiver über Betrugsfälle und wie damit umgegangen werden soll. Heute habe ich die nachfolgende Information der Polizei Hildesheim bekommen, die an eine Betrugsopfer übermittelt wurde. Respekt!

Wichtige Informationen für Sie

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Sie von den Täter:innen weiterhin kontaktiert werden. Ratsam ist es, wenn Sie die Rufnummern blockieren oder Ihre Telefonnummer und E-Mailadresse ändern.

Es wird eventuell eine weitere Zahlung (Abschlagszins, Vorsteuer o.ä.) von Ihnen verlangt, mit dem Hinweis, dass Ihnen ihre Einlage nur dann ausgezahlt werden können: Dies ergibt keinen Sinn.

Unterlassen Sie jeden weiteren Kontakt zu / mit den Täter:innen.

Auch Monate später werden Sie eventuell von vermeintlich anderen Firmen kontaktiert, welche Ihnen für eine geringe Zahlung, Ihr (tatsächlich nicht mehr vorhandenes) Guthaben auszahlen wollen.

Lassen Sie niemanden via Fernzugriffssoftware auf Ihren Computer / Laptop zugreifen. Dabei könnte seitens Ihres Gegenübers Schadsoftware auf Ihren Geräten installiert werden bzw. worden sein, die weiterhin eine Gefahr darstellen könnte (z.B. durch das unbemerkte Abgreifen von Zugangsdaten).

Als sicherster Weg das Schadprogramm zu entfernen, wird die komplette Neuinstallierung des Betriebssystems empfohlen. Dabei ist zu beachten, dass die persönlichen Daten (z.B. Fotos) vorher zu sichern sind, um einen Datenverlust zu vermeiden. Bei der Übertragung der persönlichen Daten ist darauf zu achten, dass das Schadprogramm nicht wieder übertragen wird. Möglicherweise reicht auch die Entfernung durch ein neu zu installierendes Virenschutzprogramm aus. Im Zweifelsfall muss sich der Hilfe einer fachkundigen Person bedient werden, um eine Beseitigung des Schadprogramms und Sicherung der Daten zu gewährleisten. Die polizeiliche Sachbearbeitung leistet dabei keine Hilfe.

Weiterhin möchte ich Sie gern auf unsere Webseite

www.polizei-praevention.de

aufmerksam machen, damit Sie sich künftig nicht nur auf Ihr Bauchgefühl verlassen müssen. Hier wird sehr zeitnah zu aktuellen Tatbegehungsweisen zur Kriminalität im Internet aufgeklärt und weiterführend informiert. Bereits auf der Startseite erhalten Sie über eine übersichtliche Schlagwort-suche eine Vielzahl von Themenfeldern mit verknüpften Modus Operandi und wertvollen Hinweisen wie zum Beispiel: www.polizei-praevention.de/?p=2897

Die Prävention zu aktuellen „Betrugsphänomenen“ kann für Sie wichtig sein, da Personen und Unter-nehmen, welche bereits selbst einmal betroffen waren oder erfolgreich kontaktiert worden sind, gerne wiederholt als Zielgruppe für ähnliche oder weitere Betrugsdelikte genutzt werden.

Soweit die Informationen der Polizei. In der Rubrik “Insight” informiere ich weiterhin in unregelmäßigen Abständen über aktuelle Phänomene und Ereignisse im Zusammenhang mit Krypto-Betrug, Trading-Betrug oder Anlagebetrug.

6. KW – Eine neue Lügengeschichte

Ein Mandant berichtet mir, dass nach mehreren Monaten eine erneute Kontaktaufnahme durch den betrügerischen Broker erfolgt. Es wurde davon gesprochen, dass Beträge zur Auszahlung bereit stünden.

Dann kam ein weiterer Anruf nach einer Woche und ein anderer angeblicher Mitarbeiter teilte meinem Mandanten mit, dass sein bisheriger Ansprechpartner am Freitagabend tödlich verunglückt sei. Meinem Mandanten wurde mitgeteilt, dass der Anrufer und weitere Mitarbeiter damit beschäftigt wären, die Geschäftspartner zu informieren. Das Geld würde in Kürze nach einer Zahlung von 10 % Gebühren zurückgezahlt. Wenn die Zahlung eingegangen sei, würden unverzüglich die geforderten Beträge transferiert werden.

Eine solche Geschichte ist nach meiner Kenntnis „neu“. Bisher wurde immer behauptet, dass vor einer Auszahlung Steuern zu zahlen sind oder Liquiditätsnachweise zu erbringen sind. Dass nunmehr mit tödlichen Unfällen argumentiert wird und so neue Ansprechpartner eingeführt werden, zeigt die Skrupellosigkeit der Täter.

9. KW – Rechtshilfeverkehr mit dem Ausland in strafrechtlichen Angelegenheiten

Die Staatsanwaltschaft prüft bei Broker-Betrugsfällen auch, inwieweit Rechtshilfeersuchen im Ausland erfolgversprechend sind. Dabei kann es durchaus sein, dass aus Gründen der Verhältnismäßigkeit und der mangelnden Erfolgsaussicht trotz eines nicht unerheblichen Vermögensschadens von einem kostenintensiven Rechtshilfeersuchen abgesehen wird.

Verhältnismäßigkeit und mangelnde Erfolgsaussicht

In einer mir vorliegenden Ermittlungsakte führt die Staatsanwaltschaft wie folgt aus:

Das in den §§ 152 Abs. 2, 160 Abs. 1 der Strafprozessordnung kodifizierte Legalitätsprinzip gilt in Verfahren, in denen Ermittlungen nur unter Mithilfe ausländischer Staaten geführt werden können, nicht uneingeschränkt. Denn nach Nr. 25 Abs. 1 Satz 1 der Richtlinien für den Verkehr mit dem Ausland in strafrechtlichen Angelegenheiten (RiVast) können ausländische Staaten zwar unter den dort genannten Voraussetzungen um Rechtshilfe gebeten werden. Hierbei ist jedoch nach Nr. 25 Abs. 1 Satz 3 RiVast der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu beachten. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Erfolgsaussichten der Ermittlungen im Ausland, die Dauer des Verfahrens, die Kosten eines Rechtshilfeersuchens und nicht zuletzt die Schwere des verfolgten Delikts.

Die echten Täter finden

Die Staatsanwaltschaft stellt fest, dass Zahlungsdienstleister, insbesondere Krypto-Börsen, regelmäßig keine sicheren Maßnahmen zur Verifizierung der tatsächlichen Identität der Nutzer durchführen. Der Staatsanwaltschaft ist bekannt, dass teilweise für die Registrierung ein E-Mail-Account und ein Mobiltelefon genügt. Insoweit führt dann eine weitere Recherche zu keiner Identität eines Täters. Auch werden teilweise mithilfe von gefälschten Ausweisdokumenten und unter Benutzung sog. Fake-Accounts und von Anonymisierungsprogrammen Anmeldungen durchgeführt. Eine Rückverfolgung ist in diesen Fällen nicht möglich. Täter können so nicht ermittelt werden.

Selbst wenn ein Bankkonto von einer natürlichen Person eröffnet wurde und der Inhaber ermittelt werden kann, handelt es sich dabei regelmäßig um sog. „Finanzagenten“. Dies sind Personen, die ihr Konto – möglicherweise gegen Entgelt – anderen, nämlich den eigentlichen Tätern des Betruges, für die Transaktionen zur Verfügung stellen. Insoweit kommt zwar der Tatbestand der Geldwäsche in Verdacht. Häufig laufen aber solche durchgeführten Rechtshilfeersuchen erfolglos ab. Teilweise wurde festgestellt, dass den Kontoinhabern ein vermeintlich legaler Hintergrund des Finanztransfers vorgegaukelt wurde. Sie haben dann gutgläubig ihr Konto zur Verfügung gestellt. Die Gelder wurden dann mithilfe von den Finanzdienstleistern Western Union oder Moni Gram weitergeleitet.

Taten professionell und international

Frustrierend ist dann die abschließende Feststellung der Staatsanwaltschaft:

Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass Täter der gegenständlichen Taten professionell und international agieren und die bestehenden Sicherheitslücken ausnutzen. Begangene Straftaten sind mit den den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung stehenden Mitteln nicht effektiv aufklärbar.

Kapitulation des Rechtsstaates

Diese Formulierung könnte auch als Kapitulation des Rechtsstaates bezeichnet werden. Aus meiner Sicht kann dies so nicht hingenommen werden. Auch die Ermittlungsbehörden sollten Anstrengungen unternehmen, solche international agierenden Banden zur Strecke zu bringen.

Dies wird nach meiner Kenntnis von einigen Staatsanwaltschaften auch massiv vorangetrieben. Leider gibt es hier bei der Bearbeitung eines Broker-Betruges bei den Staatsanwaltschaften Licht und Schatten. Mit anderen Worten: Einige Staatsanwaltschaften sind sehr professionell und zielstrebig unterwegs, andere Staatsanwaltschaften sind schneller und eher bereit, Verfahren einzustellen oder Straftaten nicht weiterzuverfolgen. Leider ist dies im Moment noch die Situation, die für Betroffene äußerst unbefriedigend ist.

Rechtsanwalt Thomas Feil 25 Jahre Erfahrung

7 Gedanken zu „Trading-Betrug: Meine täglichen Erfahrungen Monat Februar 2023“

      • Guten Tag Herr Feil!
        Erstmals vielen Dank für Ihre Antwort.
        Was könnte ich in Österreich machen gegen diesen Internet-Betrug?
        Ich habe den angeblichen Betreuer der ständig 1x Woche Anruft kontaktiert
        und ihn Informiert.
        Das schrieb ich ihm per Mail.Hallo Herr Baum!

        Was meinen Sie zu dieser Behauptung die ein Rechtsanwalt behauptet?

        Sollte ich auf diese Frage keine Antwort bekommen erstatte ich Betrugsanzeige und übergebe das meinen Anwalt!

        sallixcapital.com ist leider ein Trading-Betrug. ich habe bereits Mandanten, für die ich gegen Sallix Capital vorgehe.

        Viele Grüße
        Thomas Feil

        Antworten
    • Hallo,

      bisher ist Primechaintrade.net bei mir noch nicht negativ aufgefallen. Allerdings klingt ihre Beschreibung deutlich nach einem Betrugsfall. Nach meiner Erfahrung gibt es keinen Grund, dass Sie weiteres Geld einzahlen, um eine Auszahlung zu bekommen.

      So läuft nach meiner Erfahrung typischerweise ein Trading-Betrug ab. Ich hoffe, Sie haben nich viel Geld bei Primechaintrade investiert.

      Viele Grüße
      Thomas Feil

      Antworten
      • Hatte 70€ investiert. Nach 4-5 Std. meinte der Broker:
        „Ihr Gewinn für die Auszahlung ist viel höher geworden, sobald Sie die Einzahlung des Upgrades getätigt haben, können Sie Ihren Gewinn vollständig abheben“
        Die möchten noch das ich 200€ auflade.
        Heute hat der mich noch mal dran erinnert. Gewinnsumme hat sich verdoppelt inzwischen.
        Und warten seit 2 Tagen auf die Einzahlung von mir.

        Viele Grüße und Danke Ihnen
        Ilknur

        Antworten

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner