Trading-Betrug: Meine täglichen Erfahrungen Monat April 2023

Erfahrungen Trading-Betrug – Aktuelle Berichte aus der anwaltlichen Beratungspraxis

14. KW 2023 – Anrufe von Aufsichtsbehörden oder FCA

Gerade heute berichtete mir ein Mandant erneut, dass er nach einiger Zeit Anrufe von einem Herrn Lukas Klein erhalten habe. Dieser behauptet, er rufe im Auftrag der britischen Finanzmarktaufsicht FCA an und verwies auf die Internetseite www.fca.org.uk. Die Internetseite ist zwar richtig, es kann aber ausgeschlossen werden, dass diese Anrufe tatsächlich von der britischen Finanzaufsicht FCA erfolgt sind. Die Behörde ruft keine Opfer von Betrugsfällen an.

Erfahrungen Trading-Betrug FCA

Mein Mandant schildert, dass Herr Klein auf Nachrichten der Trading-Plattform Binance verweist. Dort sei ein inaktives Konto eröffnet worden. Aus Erfahrung von Herrn Klein (vermutlich einer der Betrüger) werden nach der Liquidation dort solche Beträge geparkt, um dann den Eigentümern diese Beträge auszukehren und zur sofortigen Auszahlung anzubieten. Weiterhin wird darauf verwiesen, dass die FCA für die Lizenzvergabe für Trading-Plattformen in ganz Europa zuständig sei und die Abwicklung von betrügerischen unregulierten Trading-Plattformen übernimmt. Diese Angaben zeigen bereits, dass es sich offensichtlich um weitere Betrugsversuche handelt. Eine britische Finanzmarktaufsichtsbehörde kann nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU in keinem Fall für europäische Trading-Plattformen oder betrügerische Trading-Plattformen in Europa zuständig sein.

Erfahrungen Trading-Betrug HAB Credit

Es gab dann auch noch einen weiteren Kontakt von der Firma HAB Credit mit der Internetseite habcredit.com. Diese Firma hat ihren angeblichen Sitz in Australien und informierte meinen Mandanten, dass ein großer Betrag zur sofortigen Auszahlung bereitsteht. Dafür müsste dann ein Konto bei der Wise Bank (www.wise.com) eröffnet werden. Für eine Gebühr in Höhe von 4,5 % auf die Gesamtsumme könne dann eine Parallelüberweisung vorgenommen werden.

Dies ist ein leicht durchschaubarer Versuch, erneut Gelder von Betroffenen durch einen Betrug zu erlangen.

Wenn Sie solche oder ähnliche Kontaktaufnahmen erlebt haben, können Sie dies gern in den Kommentaren unten schildern. So werden auch andere gewarnt. Unabhängig davon sollte Sie auf solche neuen Betrugsversuche nicht weiter reagieren.

15. KW 2023 – Bankkonten in Litauen: Ein Ermittlungsansatz?

In Trading-Betrugsfällen oder bei Krypto-Betrug werden vielfach Konten im europäischen Ausland genutzt. Auch Konten in Litauen sind bei den Betrügern beliebt. In einer mir vorliegenden Ermittlungsakte gibt die Staatsanwaltschaft dazu folgende Hinweise:

Die europäische Ermittlungsanordnung zwecks Vernehmung eines Kontoinhabers in Litauen bietet keine hinreichende Aussicht auf Erfolg. Der Staatsanwaltschaft ist aus anderen Rechtshilfevorgängen im Zusammenhang mit Geldwäsche bekannt, dass die Paysera Bank in Litauen internationale Online-Bankkonten anbietet. Diese können unter Verwendung von gefälschten Personalpapieren oder mittels echter Personalpapiere von gutgläubigen Inhabern von jedem beliebigen Land aus eingerichtet werden. Solche gefälschten Personalpapiere werden u. a. im Darknet gehandelt.

Eine Vernehmung der Kontoinhaber ist aus Sicht der Staatsanwaltschaft nicht zielführend. Zum Teil sind die Kontoinhaber nicht existent oder zumindest in einem Drittland beheimatet. Dies bietet keine weiteren Ermittlungsansätze zur Ermittlung der Hintermänner von Trading-Betrugshandlungen.

Die Staatsanwaltschaft schließt dann mit dem Hinweis, dass daher litauische Bankkonten bei der Paysera Bank häufig für Anlagebetrugsfälle und den daraus gewonnenen Geldern genutzt werden.

16. KW 2023 – Übliche Probleme bei den Ermittlungen

In einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Berlin zeigen sich die üblichen Probleme bei den Ermittlungen von betrügerischen Brokern. Die Staatsanwaltschaft weist darauf hin, dass die bei der Anzeigenerstattung mitgeteilten Kontaktdaten keine weitere Aufklärung versprechen. Aus vergleichbaren Ermittlungsverfahren sei bekannt geworden, dass Rufnummern, mit denen die Geschädigten kontaktiert wurden, nicht erreichbar sind.

Call-ID-Spoofing

Oder die Rufnummer sind derart manipuliert, dass mit den Vorwahlnummern falsche Herkunftsländer und Städte vorgetäuscht werden (Call-ID-Spoofing). Teilweise sind die verwendeten Rufnummern auch über im Ausland ansässige Provider und unter Verwendung von Falschpersonalien registriert worden. Hierdurch ist eine Ermittlung der tatsächlichen Anschlussinhaber nicht möglich oder zumindest erheblich erschwert. Bei den am Telefon agierenden Kontaktpersonen der Geschädigten handelt es sich um Callcenter-Mitarbeiter, die grundsätzlich unter falschem und nicht recherchierbarem Namen auftreten.

Nachverfolgung der Gelder

Auch die Nachverfolgung der überwiesenen Gelder erweist sich als schwierig. Zwar konnte festgestellt werden, dass größere Krypto-Werte an die Plattform „Binance“ weitergeleitet worden sind. Binance hat dann der Polizei und der Staatsanwaltschaft ein Ausweisdokument übermittelt, dass dort zur Verifizierung verwendet worden war. Es handelt sich um einen ukrainischen Reisepass einer beschuldigten Person. Zu dessen möglicher Beteiligung an den Taten können keine weiteren Ermittlungen durchgeführt werden, da ein Aufenthalt im Bundesgebiet des Täters nicht bekannt ist. Die insoweit zur Ermittlung erforderlichen Maßnahmen wurden dann von der Staatsanwaltschaft ergriffen. Allerdings sah die Staatsanwaltschaft eine Weiterverfolgung der Krypto-Währungsströme als nicht erfolgversprechend an.

Dennoch sollten Betroffene sich nicht entmutigen lassen. Ich erlebe in der Praxis auch immer wieder, dass Ermittlungen zum Erfolg führen.

Aus diesem Grund unterstütze ich auch im Falle einer Beauftragung durch die Recherche eines externen Ermittlers die Polizeiarbeit. Dies ist nach meiner langjährigen Erfahrung erfolgversprechender, als einfach nur eine Strafanzeige zu erstatten.

17. KW – Was die Berliner Polizei Betrugsopfern schreibt

Mir liegt eine aktuelle Nachricht der Polizei Berlin, Landeskriminalamt, vor. Im Rahmen einer Strafanzeige erhalten Betroffene weitergehende Hinweise, die ich gerne auch hier veröffentliche. Die Hinweise der Polizei kann ich nur unterstreichen.

Die Polizei schreibt, dass die Täter psychologisch gut geschult sind und hochprofessionell agieren. Die Betrüger sind sehr erfolgreich darin, Druck auszuüben. Die Online-Plattformen werden mithilfe einer Betrugssoftware erstellt. Kontobewegungen und Gewinne haben nie stattgefunden.

Diese Plattformen, genauer gesagt die Software-Lösung dahinter, bieten unter anderem die Möglichkeit zur Manipulation von Kursverläufen oder die Simulation von Gewinnen und Verlusten.

Wenn Plattformen und Online-Broker kein Impressum aufweisen, ist dies ein starker Hinweis auf eine betrügerische Plattform.

Die Täter der betrügerischen Internetportale bedienen sich häufig in Callcentern im Ausland. Es handelt sich um kriminelle Banden, die konzernähnliche Strukturen haben. Damit Ermittlungsbehörden die Täter nicht so einfach ermitteln und ausforschen können, bedienen sich die Kriminellen zahlreicher technischer Verschleierungsmaßnahmen. Dies macht es auch schwer, Callcenter zu lokalisieren.

Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:

  • Die Betrüger rufen mit gefälschten Rufnummern an. Das Phänomen, unter einer anderen Identität bzw. Telefonnummer jemanden anzurufen, nennt sich Call ID Spoofing.
  • Berater*innen werden sich von nun an immer wieder melden.
  • Bei Aussicht auf hohe Gewinne/Renditen in kürzester Zeit ist äußerste Vorsicht geboten.

Gelegentlich kommt es zu kleineren Auszahlungen, um den Reiz weiterer Geldanlagen zu erhöhen. Sollte es sich bei den Zahlungsempfängern um ausländische Konten handeln, so ist Vorsicht geboten. Transaktionen in das Ausland sind schwer wieder rückgängig zu machen.

Vorsicht vor Recovery Scam

Auch Personen, die versprechen, Ihr Geld zurückzuerlangen, wollen letztendlich nur Gebühren hierfür erhalten, ohne tatsächlich tätig zu werden. Im Vorfeld wird um Vorauskasse gebeten, die teilweise 3 %, 5 % oder 10 % der investierten Summe beträgt. Diese Täter wollen Ihnen weiteren Vermögensschaden zufügen.

Die fast immer im Ausland gezahlten Gelder werden zügig weitertransferiert. Die Täter setzen dabei zunehmend auf Krypto-Währungen, um die Geldflüsse zusätzlich zu verschleiern. Eine wirkliche Kapitalanlage findet nicht statt.

Wenn Sie den Tätern Fernzugriff über AnyDesk oder TeamViewer auf Ihren Rechner gewährt haben, deinstallieren Sie diese Software umgehend. Im Nachgang wird häufig der Computer manipuliert und es kommt zu unerwünschten Transaktionen.

Soweit die Hinweise der Polizei Berlin. Opfer eines Online-Anlagebetrugs oder eines Krypto-Betrugs sollten die obigen Hinweise beachten.

3 Gedanken zu „Trading-Betrug: Meine täglichen Erfahrungen Monat April 2023“

  1. Ich bin am 21.2. von Herrn Jonas von der Gala-Gruppe-angeschrieben nachdem ich im Internet auf eine Werbung reagiert hatte von man 250 Euro investieren sollte. Wir hatten uns einen telefonischen Termin ausgemacht wo dann ein Handelskonto eröffnet wurde. Vorweg gesagt ich wußte gar nicht um was es da ging. Es hat mich dann Herr Rotmann von der Gala-Gruppe kontaktiert, er sei mein Betreuer, als ich ihm sagte ich hab gar keine Ahnung, brauche icht nicht seine Antwort, dafür ist er da. Meine 250 Euro hatten dann gleich Zuwächse und am 1.3. sollte ich weiter investieren….immer Anrufe und mich genötigt. Denn es ist ein Mega-Trade vom 1.3. bis 31.3…..dann wäre auch gleich die Auszahlung. Am 27.3. ruft mich Herr Rotmann wieder an das er meine Gewinne zur Auszahlung freigegeben hat. Dann erfuhr ich das mein Geld in London bei GBBC Global Blockchain Business Council ist und die jetzt für mich zuständig sind. Dann wurde ich von denen aufgefordert 5.200 Euro an Steuern und Gebühren zu zahlen. Was ich nicht tat. Ich werde ständig angerufen ..ich soll endlich einzahlen…heute um 11 Uhr letzte Chance?????? was dann ist weiß ich nicht….

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    • Hallo,

      Gala-Gruppe ist leider ein Betrug. Wenn Sie eine weitere Zahlung vornehmen, führt dies nicht zu einer Auszahlung. Leider bestehen die angeblichen Gewinne nicht wirklich. Hier wird Ihnen ein großes Theater vorgespielt.

      Viele Grüße
      Thomas Feil

      Antworten

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