Aktueller Prozess um Trading-Betrug

Wo Geld im Spiel ist, sind häufig auch Kriminelle nicht weit. So ist es wenig verwunderlich, dass es besonders am Kapitalmarkt immer wieder zu Fällen kommt, in denen Betrüger entweder die Gutgläubigkeit von Anlegern schamlos ausnutzen oder perfide Betrugsmaschen ausarbeiten, die selbst für erfahrene Anleger nur schwer zu durchblicken sein können. In dieser Woche hat vor dem Landgericht Koblenz der Prozess gegen eine Betrügerbande begonnen, die Anleger um eine Summe von fast 10 Millionen Euro gebracht hat.

Aktueller Prozess um Trading-Betrug am Landgericht Koblenz – Worum geht es?

Die Staatsanwaltschaft wirft in ihrer 208-seitigen Anklageschrift sieben Angeklagten im Alter zwischen 33 und 67 Jahren vor, von Callcentern in Israel, Bulgarien und Nordmazedonien aus, Anleger im gesamten Bundesgebiet um fast 10 Millionen Euro betrogen zu haben.

Gemäß der Anklage sollten die Konten zunächst ein Handelskonto eröffnen und darauf jeweils 250 einzahlen. Die Betrüger versprachen hohe Renditen, während gleichzeitig ein “Kapitalsicherungsvertrag” abgeschlossen werden sollte, der den Verlust der Einzahlung ausschließen sollte.

Täuschung über Namen und Geschäftssitz

Die Angeklagten täuschten dabei sowohl über ihre Namen, als auch über den Sitz ihres “Unternehmens”, welcher im Internet falsch angegeben wurde. Zusätzlich wurde eine Software eingesetzt, die den Kunden eine positive Entwicklung ihrer Anlagen vorgaukelte, die es tatsächlich jedoch nicht gab.

Laut Anklage seien aber niemals Kundengelder in wirkliche Wertpapiere investiert worden.Es gab statt dessen ein verschachteltes Firmengeflecht, welches die sieben Angeklagten unterhielten. Eine Auszahlung der Investitionen an die Kunden sei niemals geplant gewesen.
Laut Staatsanwaltschaft sollen die angeklagten fünf Männer und zwei Frauen zwischen 2014 und 2020 eine kriminelle Vereinigung gegründet haben, deren Ziel die fortgesetzte Begehung Betrugsdelikten war.

Betrüger professionell

Ein Geschädigter, der als Zuschauer anwesend war, äußerte in einer Prozesspause gegenüber Journalisten, dass die Betrüger äußerst professionell vorgegangen waren. Trotz seiner kaufmännischen Kenntnisse habe er mehrere Zehntausend Euro in das Betrugssystem investiert und verloren.

Landeszentralstelle Cybercrime erfolgreich

Aufgedeckt wurde der mutmaßliche Anlagebetrug durch die für Rheinland-Pfalz zuständige Landeszentralstelle Cybercrime, die bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz eingerichtet ist. Acht der Geschädigten hatten ihren Wohnsitz in Rheinland-Pfalz, letztlich löste der Fall eines betrogenen Kunden die umfangreichen Ermittlungen aus.

Die Verteidiger der Angeklagten kündigten Einlassungen ihrer Mandanten zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft an.

Das Landgericht Koblenz hat den Prozess zunächst bis zum 29. Dezember 2022 terminiert.

Anlagebetrug – Was ist das eigentlich?

Das deutsche Strafgesetzbuch definiert den Kapitalanlagebetrug in §264a.
Im Gegensatz zum Betrug setzt die Verwirklichung eines Kapitalanlagebetrugs keinen Vermögensschaden bei den Geschädigten voraus. Es genügt bereits, wenn den Investoren nachteilige Tatsachen verschwiegen oder nicht wahrheitsgemäße Angaben über die Kapitalanlage gemacht werden.

Weiterhin grenzt sich Kapitalanlagebetrug vom “herkömmlichen” Betrug dadurch ab, dass der Täter das betrügerische Investitionskonzept öffentlich durch Werbung gegenüber einem größeren Kunden- beziehungsweise Anlegerkreis bekannt machen muss.

Typisches Beispiel eines Anlagebetrugs: Ein Schneeballsystem mit wertlosen Immobilien

Traurige Bekanntheit hat eine immer wiederkehrende Form des Anlagebetrugs mit Schrottimmobilien gemacht. Investoren werden eigentlich so gut wie wertlose Immobilien angeboten, die aber als lukrativ und mit einem erwarteten, besonders großen Wertzuwachs, dargestellt werden. Anleger merken zunächst meistens nicht, dass sie in eine wertlose Schrottimmobilie investiert haben und bleiben im Ungewissen, da sie scheinbar in der ersten Zeit Gewinne erzielen können.

Gewinne finanzieren neue Investoren

Durch diese Gewinne werden neue Investoren finanziert, die ihrerseits auch zunächst Gewinne erzielen, mit denen weitere Kunden finanziert werden, und so weiter. Nach einer gewissen Zeit bricht dieses Schneeballsystem zusammen, wenn weitere Investoren ausbleiben, was bei dieser Form des Immobilienbetrugs mehrere Jahre dauern kann.

Ein solches Schneeballsystem generiert seine Gewinne nicht durch die Wertsteigerungen der eigentlichen Anlageobjekte, sondern erfordert, dass immer mehr Personen von außen in das System einsteigen und es mit frischem Geld speisen. Derartige Schneeballsysteme verwirklichen oft mehrere Delikte, nämlich nicht nur Kapitalanlagebetrug, sondern auch Insolvenzverschleppung und Betrug. Da oft eine Vielzahl von Fällen vorliegt, haben die kriminellen Vermögensverwalter häufig empfindliche Freiheitsstrafen zu erwarten.

Anlagebetrug – Wie man unseriöse Geldanlagen erkennen kann

Das Internet bringt sicher sehr viele Vorteile für das tägliche Leben mit sich, hat aber auch Betrügern neue Möglichkeiten abseits klassischer Anzeigenschaltung und unerlaubten Telefonanrufen eröffnet.

Soziale Medien oder personalisierte Werbeanzeigen ermöglichen es Kriminellen, besonders effektiv potenzielle Opfer für ihre Betrugsmaschen zu finden.
Derartige Werbeanzeigen sind zwar generell verboten, doch eine Sperrung ist oft mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden, weshalb häufig eine ausreichende Zahl an Kunden erreicht wird, die Betrugsmaschen letztlich lukrativ machen.

Es gibt eine schier unerschöpfliche Vielzahl möglicher Betrugsmaschen, die hier nicht im einzelnen aufzählbar sind. Jedoch können Sie anhand bestimmter Anhaltspunkte einen möglichen Betrug oft schon frühzeitig, also vor einer Einzahlung, erkennen:

Unaufgeforderter telefonischer Kontakt

Unaufgeforderter telefonischer Kontakt, auch als “Cold Calling” bekannt, ist ein sicherer Hinweis für eine unseriöse Geldanlage. Kein seriöser Finanzdienstleister würde sich unaufgefordert bei einer fremden Person telefonisch melden und versuchen, sein “Produkt” an den Mann zu bringen. Umso größere Vorsicht ist geboten, wenn die anrufende Nummer aus dem Ausland stammt.

Wurde Ihnen, auf welchem Wege auch immer, eine Geldanlage angeboten und übt der (vermeintliche) Finanzdienstleister großen Zeitdruck auf Sie aus, so ist dies ebenfalls ein deutliches Indiz für eine unseriöse Anlage. Professionelle Anlage- und Vermögensberater wissen, dass eine Geldanlage gut überlegt sein muss. Wird hier also auf einen sehr zeitnahen Abschluss gedrängt, können Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, an einen Betrüger geraten zu sein.

Hohe Rendite

Besonders hohe Renditeversprechen sollten Sie ebenfalls aufhorchen lassen, vor allem dann, wenn diese hohen Renditen angeblich garantiert sind. Außergewöhnlich hohe Renditen lassen sich nicht ohne ein entsprechend hohes Risiko realisieren, das weiß jeder seriöse Anlageberater. Häufig werben Betrüger in diesem Zusammenhang mit frühen Auszahlungen. davon dürfen Sie sich nicht täuschen lassen. Diese Auszahlungen gehören zur Betrugsmasche und sollen dazu dienen , die Betrugsopfer zu weiteren Einzahlungen zu bewegen.

Keine Firmeninfos

Veröffentlicht ein Finanzdienstleister seine Jahresabschlüsse verspätetet oder sogar gar nicht, ist dies ebenfalls ein deutliches Anzeichen für die mangelnde Seriosität dieses Dienstleisters. Unternehmen, die Vermögensanlagen vertreiben, ist gesetzlich vorgeschrieben, diese Jahresabschlüsse nach spätestens sechs Monaten zu veröffentlichen. Geschieht dies nicht, ist dies ein gutes Indiz dafür, dass mit dem entsprechenden Unternehmen etwas nicht stimmt.

Kein Impressum

Bei einem fehlenden Impressum ist ebenfalls dringend davon abzuraten, Geld bei dem entsprechenden Unternehmen zu investieren.

Firmensitz außerhalb der EU

Große Vorsicht ist weiterhin geboten, wenn sich der Firmensitz eines Vermögensdienstleisters im Ausland beziehungsweise vor allem im Nicht-EU-Ausland befindet und / oder eine EU-Lizenz fehlt.

Was können Sie tun, wenn Sie Opfer eines Anlagebetrugs geworden sind?

Sollten Sie Opfer eines solchen Betrugs geworden sein, sollten Sie eine Anzeige bei der Polizei erstatten. Auch sollte ein fachlich versierten Rechtsanwalt zur Vertretung Ihrer Interessen konsultiert werden.

Ich unterstütze Sie gerne bei der Durchsetzung Ihrer Rechte. Das sowohl während des Ermittlungs- und Strafverfahrens, als auch im Klageverfahren vor einem Zivilgericht. Als Fachanwalt für IT-Recht bin ich mit den Besonderheiten von Straf- und Zivilsachen im digitalen Raum vertraut.

Opfer eines Anlagebetrugs sollten vor allem bei Vermögensschäden ab 5.000 Euro ihre straf- und zivilrechtlichen Vorgehensmöglichkeiten durch einen versierten Rechtsanwalt prüfen lassen.

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